Beatrice Winkelmann

01. Artikel - Historischer Überblick von der Gründung des Klosters bis heute

Obwohl eine genaue Datierung der Klostergründung nicht möglich ist, kann der Zeitraum eingegrenzt und der Bezug zur Augustinerprobstei in Köniz hergestellt werden. Die Kloster-vergangenheit ist selbst heute noch greifbar.


Die Gründung des Klosters

Eine genaue Datierung der Klostergründung ist mit dem heutigen Wissensstand kaum möglich, da keine überlieferte Gründungsurkunde bekannt ist. Dennoch lassen sich einzelne Aussagen zum Gründungszeitpunkt treffen. Es ist wichtig, dabei die Entstehungszeiten der Gebäude von der des Klosters zu unterscheiden. Die Gründung des Klosters liegt zwischen 1228 und dem 21. September 1240. Das Jahr 1228 ist eine reine Schätzung. Jedoch ist bekannt, dass die Kloster-stiftung vor dem 21. September 1240 gegründet worden ist, da eine überlieferte Urkunde existiert, welche die Existenz des Klosters zu dem Zeitpunkt bestätigt.
Bei der Klosterkirche sieht es etwas anders aus. Wie es zu der Zeit in Europa üblich war, existierte auch im heutigen Frauenkappelen schon vor der Klostergründung eine Kapelle, die von den Nonnen als Klosterkirche genutzt wurde. Es wird angenommen, dass diese Friedhofskapelle im 10. oder im frühen 11. Jahrhundert gebaut worden ist. Aus Beobachtungen der Grabung von 1987 lässt sich entnehmen, dass die eigentliche Klosterkirche um die Kapelle herum gebaut wurde und diese schliesslich ersetzte. Die Klosterkirche wurde wohl erst um 1300 oder im beginnenden 14. Jahrhundert fertiggestellt.


Die Zeit des Klosters

Die Nonnen, die von da an im Kloster lebten, gehörten dem Orden der Augustiner an. Sie stammten in dem Fall von der Augustinerprobstei in Köniz. Die Augustinerinnen wurden wo-möglich im 13. Jahrhundert in das neue Kloster verlegt, um den von den Deutschrittern gefähr-deten Orden zu schützen. Dies könnte notwendig gewesen sein, um zu verhindern, dass die Probstei und damit ein Teil des Ordens den Deutschrittern zugewiesen und von ihnen über-nommen würde.
Das Kloster zählte wohl nie mehr als 20 Nonnen. Trotz eines beachtlichen Landbesitzes in der näheren und ferneren Umgebung, wie etwa in Mühleberg, Erlach oder Studen im Seeland, konnte das Kloster zu keiner Zeit als wohlhabend bezeichnet werden.
Die täglichen Aufgaben der Nonnen lagen in den Bereichen Religion, Sozialwesen und Versorgung.


Die Auflösung des Klosters

Im 15. Jahrhundert wurden die finanziellen Schwierigkeiten so gross, dass das Kloster schliess-lich 1486/1487 aufgelöst wurde. Dennoch verschwand mit der Klosterauflösung nicht alles. Vieles blieb bis heute erhalten. So wurde aufgrund alter Klosterrechte nach der Reformation 1528 ein Pfarramt errichtet. 1574 wurde die Klosterkirche zum heutigen Kirchenraum umgebaut. Zudem sind auch bauliche Substanzen erhalten geblieben wie beispielsweise die Ostwand der Kirche, das Chorgestühl und eine Sakramentsnische.


Quellen

Descoeudres, Georges, Frauenkappelen – Reformierte Pfarrkirche, Ergebnisse der archäologischen Grabungen 1987.

Einwohnergemeinde Frauenkappelen, https://www.frauenkappelen.ch/de/gemeinde/portrait/geschichte.php, (zuletzt besucht am 31. August 2022).

Guggisberg, Kurt Rudolf, Das Kloster Frauenkappelen, Eine urkundliche Untersuchung, Berner Zeitschrift für Geschichte und Heimatkunde, 2, 1956, S. 47-76.

Kirchenregion-Laupen, Geschichte unserer Kirche, Reformierte Kirchgemeinde Frauenkappelen (kirchenregion-laupen.ch), (zuletzt besucht am 26. August 2022).

Ryter, Bernhard, Juwel in Stadtnähe, Der Bund, 289, 1988, S. 39.

Ryter, Bernhard, Überforderung – Widerstand – Resignation in der Kirche und ihrem Umfeld,
Brenzikofen 1999.

Utz-Tremp, Kathrin, Frauenkappelen in: Die Augustiner-Chorherren und die Chorfrauen- Gemeinschaften in der Schweiz, Basel 2004, S.161-186.
Bereitgestellt: 05.10.2023    Besuche: 12 Monat