Beatrice Winkelmann

04. Artikel - Die Kanzel von 1623

Kanzel-01
















Die Kanzel ist an der Südwand, zwischen dem ersten und zweiten Masswerkfenster, angebracht und wurde 1623 vom Berner Tischmacher (Möbelschreiner) Hans Jakob Schärer geschaffen. Der vorne dreiseitig geschlossen Kanzelkorb ruht auf einem spannungsvoll geschweiften Fuss mit zierlichen Deckleisten. Dieser Fuss ist noch in völlig spätgotischer Manier geformt und unterscheidet sich auch im Holz von den übrigen Teilen der Kanzel. Der Fuss, wohl Überrest einer älteren Kanzel ist auf einen Wulstzapfen mit gedrechseltem Hängeknopf abgestützt. Der Korb weist eine reiche architektonische Gliederung auf. Auf den Friesen ist mit ausgesägten Buchstaben folgender Spruch angebracht:

«Lasset das Wort Gottes in euch wonen reichlich in aller Wisheit leerend und ermanend euch selbs mit Gsangen und Lobsägen und geistlichen Liedern in der: // Gnad und singend dem Herren in euweren Hertzen etzum. Colos. Am III Cap. H. Hans Rudolf Hüpscher do mol Prediger. Hans Jacob Shärer Dischmacher V.B»

Die Kanzel ist mit ihrer straffen architektonischen Gliederung, die noch weitgehend flächig bleibt, ein hervorragendes Produkt des bernischen Kunsthandwerks der Spätrenaissance.


(basierend auf U. Bellwald, Schweizerischer Kunstführer: «Frauenkappelen – Kirche und Dorf», 1975, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte)
Bereitgestellt: 05.10.2023